Der Vater schreibt hier, was passiert ist:
„Unser Leben, wie wir es kannten, endete in der Nacht vom 24. zum 25. Juli 2017. In dieser Nacht hatte unsere
ältere Tochter einen Zusammenbruch, der sich am
nächsten Tag als schwere Hirnentzündung herausstellte. Was die plötzliche Hirnentzündung auslöste, wurde nie
herausgefunden. Für unsere Tochter aber waren die Auswirkungen katastrophal. Drei größere Schwellungen haben ihr Gehirn verletzt. Die schwerwiegendste davon hatte sich in ihrem unteren Stammhirn
gebildet und dort lebensnotwendige Funktionen beschädigt wie Schlucken und Atmen. Sechs Wochen waren wir mit ihr auf der Intensivstation der Charite, danach sind wir für über ein Jahr in der
Intensiv-Reha in einer neuropädiatrischen Spezialklinik in Brandenburg an der Havel gewesen. da ihr Großhirn weitgehend unverletzt blieb, gilt sie offiziell inzwischen als Locked-In-Patientin,
also als Jemand, der alles mitbekommt und versteht, darauf aber in keiner Weise reagieren kann. Wer den Film „Schmetterling und Taucherglocke“ gesehen hat, hat ein bisschen eine Ahnung von ihrem
Zustand.
Wir haben in der ganzen Zeit versucht, so viel wie möglich als vierköpfige Familie zusammen zu bleiben. Über
sechs Monate haben wir mit unserer jüngeren Tochter in einem Zimmer in der Spezialklinik gelebt, um die ältere Tochter gemeinsam zu begleiten. Danach ist immer einer von uns Eltern in der Klinik
bei ihr gewesen, während der andere in Berlin arbeiten ging und die kleine Tochter in die Kita brachte. Die Wochenenden haben wir gemeinsam in der Klinik verbracht.
Unsere Tochter lag 6 Monate im tiefen Koma. In dieser Zeit konnten wir sie mit nichts erreichen. Dann kamen die
ersten eindeutigen Reaktionen wie ein kleines Lächeln oder Augenkontakt. Sie kann aber bis heute, sechs Jahre später, trotz intensiver Therapie-Bemühungen keine einzige Bewegung konstant und
wiederholbar selbst steuern. An guten Tagen gelingt eine kurze Kommunikation, wenn sie mit Mimik auf Fragen antwortet. Ihr gelingt ein deutliches Lächeln und sie kann sehr böse gucken, wenn ihr
etwas nicht passt. Sie kann uns mit lautem Zähneknirschen rufen. Das ist allerdings sehr anstrengend für sie, funktioniert meistens nicht besonders gut und nie sie in unserer Wohnung
aktuell nicht, wir können mit ihr kaum nach draußen. Wir brauchen zudem relativ viel Platz, da wir auch den 24-Stunden-Pflegekräften ein wenig Raum geben müssen sowie den vielen Therapiegeräten
wie Rollstuhl, Therapiestuhl, Steh-Trainer, Fahrradtrainer und Duschliege. Wir sind zudem auf eine gute Erreichbarkeit angewiesen, da wir ein Netzwerk aus Pflegekräften, Therapeuten und Ärzten
für sie brauchen. Dazu kommen die Bedürfnisse unserer jüngeren Tochter und - ein bisschen - auch unsere eigenen. Da wir durch den Mangel an Fachkräften die Pflege unserer Tochter zu etwa 50%
selbst übernehmen – Tag- und Nachtschichten – sind wir bei unserer eigenen Arbeit stark eingeschränkt.
Am Leben teilhaben
In 5 Jahren konnten wir keine geeignete Lösung finden, die nicht alle unsere finanziellen Möglichkeiten
vollständig gesprengt hätte. Jetzt haben wir zum ersten Mal eine Chance, die fast alles, was wir brauchen, bietet. Wir können in eine Baugruppe in Potsdam einsteigen, in der durch einen Wink des
Schicksals noch genau eine Erdgeschosswohnung frei ist. Die Gegend ist für uns absolut ideal, mit Therapeuten, einem Krankenhaus, Apotheke, Sanitätshaus und Ärzten unmittelbar um die Ecke; dazu
Grünflächen, die wir mit beiden Töchtern gemeinsam besuchen können, und Schulen für die Jüngere in Fuß- und Fahrraddistanz. Hier könnten endlich wieder beide Schwestern am Leben
teilhaben.
Auch die Finanzierung haben wir bereits fast geschafft. Leider nur fast, obwohl wir uns finanziell auf die
Zehenspitzen stellen. Trotzdem fehlen uns aktuell 75.000 Euro, für die wir nun auf die Suche nach weiterer Hilfe gehen, um diese Möglichkeit eines
Umzugs nach Potsdam doch noch wahr werden zu lassen.“
Im Garten des Gärtnerhofs könnte die Tochter unterm Baum liegend Licht und Sonne tanken. Sie wäre wieder mitten unter
Menschen, die den Garten bewirtschaften, die Wäsche aufhängen, dort spielen oder schaukeln. Im Park direkt gegenüber könnten sie gemeinsam mit ihr als Familie spazieren gehen, und müssen
dafür nur die Straße überqueren. Sie wollen besonders wegen der Töchter die Möglichkeit des gemeinsamen Wohnens nicht verpassen und haben sich nur deshalb dazu durchringen können, andere
Menschen um Unterstützung anzufragen, um den beiden ein lebendigeres Umfeld zu schenken, in dem auch sie Entlastung durch die Nähe zur Natur, die vorhandene Infrastruktur, die Freude des
gemeinschaftlichen Lebens und den ebenerdigen Austritt erfahren können.
Wir als Baugruppe Gärtnerhof freuen uns über jeden noch so kleinen Beitrag, der in der Fülle von Unterstützung zu einem Berg
anwachsen kann, der dieser Familie den Einzug in unser Projekt Gärtnerhof ermöglicht, wo sie mit offenen Armen empfangen wird. Darum haben wir uns dazu entschlossen, mit einer Versteigerung
von gespendeten Kunstwerken bei einer Auktion Gelder zu sammeln für Minu und ihre Familie.